Führungskräfte haben aufgehört zu führen!
In vielen Seminaren stelle ich die Frage: „Was ist die zentrale Aufgabe einer „Führungskraft“?“ „Worin unterscheidet sich die Führungskraft vom Sachbearbeiter?“
Die Antworten der gut geschulten Führungskräfte sind dann „Ziele erreichen!“ „Vorbild sein!“ „Die Unternehmensziele weitertragen!“ etc.
Dies alles sind natürlich richtige Antworten. Aber haben wir damit schon die zentrale Aufgabe einer Führungskraft erfasst?
Die zentrale Aufgabe einer Führungskraft ist doch das Herbeiführen von Veränderungen. Das Verwalten eines bestehenden Status Quo ist die Aufgabe der Sachbearbeiter.
Vor einigen Wochen fielen mir bei einem Aufenthalt in Frankfurt einige Wirtschaftmagazine in die Hände. Ich blätterte diese Magazine wahllos durch und las diverse Interviews mit Führungskräften der verschiedensten Branchen. Dann wurde ich stutzig, da die Inhalte so gar nicht zu dem passten, was man heute so liest. Ziele und Visionen waren die zentralen Inhalte der interwieten Führungskräfte. Ein Blick auf das Erscheinungsdatum : Frühjahr 2008!
Als Kontrastprogramm dann einige Zeitschriften aktuellen Datums: „Jammern über die Krise, verantwortungsvoll mit den Problem der Krise umgehen…“. Keinerlei Visionen und optimistische Zukunftsaussichten mehr…
Sind unsere Führungskräfte zu Sachbearbeitern verkommen?
Sind viele Führungskräfte heute nicht Verwalter der Krise? Fehlt im Angesicht der Krise der Mut, Veränderungen herbeizuführen? Diese Veränderungen auch durchzusetzen und weiterzutragen?
Gerade heute wäre „Mut“ eine der geforderten Eigenschaften der erfolgreichen Führungskräfte. Führungskräfte, die Visionen entwickeln, die ausgetretene Wege verlassen. Eben Führungskräfte, die den Mut haben, Veränderungen herbeizuführen. Vielleicht sogar radikale Veränderungen herbeizuführen.
Die Verantwortung der Unternehmen
Und natürlich wären auch die Unternehmen aufgerufen, diesen Führungskräften nicht nur den nötigen Freiraum zu geben, sondern diesen Mut radikal zu fördern.
Viele dieser neuen Wege werden Irrwege sein. Aber wie erkannte Paul Watzlawick: „Irrwege müssen begangen werden, um sich als Irrwege zu beweisen!“
Und vielleicht stellt sich ja der eine, oder andere Irrweg von heute als ideale Lösung von morgen heraus.
Viele Einzelunternehmer werden sich nun fragen: „Was geht mich das an? Ich habe keine Mitarbeiter, die ich führen müsste, oder könnte.“ Falsch! Auch sie haben einen Mitarbeiter, nämlich sich selbst!
JEDES Unternehmen besteht aus Mitarbeitern! Als Einzelfirma vereinigen Sie „Mitarbeiter“ und „Chef“ in einer einzigen Person. Aber auch Sie müssen beide Funktionen ausfüllen. Als „Chef“ die Linie, die Ziele vorgeben. Sinnvolle Veränderungen initiieren und herbeiführen. Als „Mitarbeiter“ Ihres Unternehmens sollten Sie diese „Anordnungen“ des Chefs dann motiviert und engagiert umsetzen. Viele, vor allem junge Selbständige, scheitern gerade daran, dass sie diese Gesetzmäßigkeit nicht erkennen. Sie sind entweder NUR Chef, mit tollen Plänen und Vorhaben im Kopf, setzen diese aber nicht um. Oder sie sind nur „Mitarbeiter“, dem die Perspektiven, Vorgaben und Ziele fehlen.
Und als Einzelunternehmer haben Sie einen unschätzbaren Vorteil: Sie sind keinem Unternehmen Rechenschaft schuldig und können (könnten) rasch und flexibel handeln. Eine rasche Anpassungsfähigkeit an geänderte Gegebenheiten ist ein immenser Erfolgsfaktor in Zeiten des Umbruchs. Besinnen Sie sich doch auf diese Stärke und entwickeln Sie Visionen, mutige Visionen.
Werden Sie kreativ und verlassen Sie Ihre gewohnten Handlungsweisen.
Ein gutes Beispiel dafür findet man im Sportbereich, genauer, im Hochsprung:
Zum Überqueren der Latte gibt es verschiedene Techniken. Zwingend vorgeschrieben ist aber, dass nur mit einem Bein abgesprungen wird.
Älteste Technik im Hochsprung ist die Frontalhocke. Man läuft gerade auf die Latte zu und springt kraftvoll ab. Die Arme und das Sprungbein werden dabei nach oben gezogen. Danach zieht man die Beine, die immer noch in der Hocke sind, zum Körper hin. Nachdem man die Latte überquert hatte, landete man mit den Füßen zuerst auf der Matte.
1968 entwickelte der Amerikaner Dick Fosbury eine revolutionäre Sprungtechnik: Der Springer läuft beim Anlauf eine Kurve, dreht auf den letzten Schritten den Rumpf und überquert die Latte rücklings. Diese Methode wurde Anfangs – wie so viele neue Ideen – belächelt, so lange, bis Fosbury damit 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt Gold gewann.
Irgendwann wird auch diese Krise vorbei gehen. In vielen Bereichen werden die Karten „neu gemischt“ sein. Und wie in der biologischen Evolutionstheorie von Charles Darwin werden jene Unternehmer /Unternehmen gestärkt aus dieser Zeit gehen, die auf die geänderte Situation „aktiv reagiert“ (also, agiert) haben.
Vielleicht treffen wir uns ja auf einem unserer Leadership-Workshops zum Austausch von Ideen und Strategien. Ich freue mich auf alle Fälle schon auf die vielen neuen Geschäftsmodelle der Zukunft!